Erfahrungsbericht Choreografische Werkstatt 3.0
TanzRaum Münster, Samstag 8. / Sonntag 9. März 2014
Folgende Gedanken lagen dem Wochenende zugrunde.
Wie gebe ich vorgegebenem oder selbst gefundenem
Bewegungsmaterial eine Intention, ein Gefühl, einen Inhalt. In den
voran gegangenen Werkstätten sind wir eher von einer Intention
ausgegangen (Natur, etwas Persönliches…..) und haben darüber die
Bewegungen gefunden. Dieses Mal war das andersherum. Zuerst ist
die Bewegung da, dann finden wir die „Bedeutung“.
Vorgegebenes Material:
Es gab eine vorgegebene Bewegungssequenz
Diese wurde gelernt. Die Sequenz war so gestaltet, dass sie sowohl
alleine getanzt werden konnte, als auch als „Partnering“ im Duett
funktionierte und auch an der Wand getanzt werden konnte.
Beispiel für die Intention: Wir haben verschiedene Übungen zum
Thema „Ich gehe in den Kontakt, bin im Kontakt, verlasse den
Kontakt“ gemacht. Dieses Gefühl haben wir in die Duette
mitgenommen. Der Unterschied war mehr als deutlich. Der Ausdruck
veränderte sich vollkommen. Was zunächst eine reine
Bewegungsabfolge zu zweit war, entwickelte sich zu „dramatischen
Beziehungskisten“. Es wurde Tanz. Wurde das Material als
Gruppenstück getanzt, bekam es seine Verstärkung über das
gemeinsame gleichzeitige Tanzen.
In Beziehung zur Wand bekam es beispielsweise etwas
„Beengendes“ ………
Es gab selbst gefundenes Bewegungsmaterial
Über 5 Aufgabenstellungen wurde 5 kleine Bewegungen oder
Bewegungsfolgen („Die 5 Köstlichkeiten“) gefunden. Die
Aufgabenstellungen waren so gewählt, dass das gefunden Material
schon sehr unterschiedlich und kontrastreich war:
1.
Finde eine Alltagsgeste
2.
Lasse der Körperteile führen
3.
Entwickele eine Folge auf einem Stuhl, lasse diesen dann
weg
4.
Finde eine Folge, die am Boden beginnt und über einen
Raum weg in den Stand geht
5.
Finde eine Folge aus deinem bisherigen „Tanzleben“
Über das Losverfahren wurde daraus eine Gesamtabfolge gebastelt.
Wie wird nun daraus ein persönliches Solo? Wie bekommt es einen
Inhalt, ein Gefühl?
Wir nutzen zunächst eine Vorstellungshilfe. Mit Unterstützung einer
Musik stellte man sich vor, wo, in welcher Landschaft man sich
befinden könnte und wer man dort ist, was man dort tut…….
Darüber haben wir dann erzählt. Über diesen Austausch bekam das
„Material“ mehr und mehr ein Tanzgefühl, eine Intention. Darüber
veränderte sich das Material dann auch wieder. Doch die
Veränderung war nur deshalb möglich, weil das „Grundsolo“ vorher
existierte.
Das „Grundsolo“ wurde allerdings auch weiter verwendet. Es wurde
dann auch in der Gruppe getanzt und bekam dann über den Kontakt
wieder eine ganz andere Intention.
Die Stuhlbewegung mit Stuhl haben wir auch in unser „Portfolio“
gelegt
Wir hatten nun folgende Bausteine
Das vorgegebene Material als:
Gruppenstück
Duett
Wandsequenz
Das selbst gefundene Material als:
Individuelles Solo
Als Gruppenstück
Die Sequenz mit Stuhl
Das Stück
Daraus haben wir eine Choreografie gebaut. In diese Gesamtstruktur
haben wir immer wieder neue Bedeutungen und Zusammenhänge
entdeckt und reflektiert (z. b. das „Gefühl“ das man kennt wenn man
sich alte Familienportraits an schaut). Auch kam weiteres Material
vom Wochenende dazu, wenn es benötigt wurde.
Klang: Wir haben verschieden Stimmungen über die Musik erzeugt.
Teilweise haben Ruth und ich die Musik vorgegeben, teilweise war
sie selbst gewählt. Walter hat einen Haiku (eine traditionelle
japanische Gedichtform) live zu einem Solo von Rita rezitiert. Wir
haben Text aufgezeichnet und als Klangcollage genutzt, usw. usw…..
Diese Auswahl beeinflusste das Tanzgefühl auch noch einmal
wesentlich.
Danke an alle, die so offen und kreativ Tanz „gewerkelt“ haben. Es
hat sich gelohnt - Experiment gelungen. Wir freuen uns schon auf die
nächste Werkstatt.