Tiefensensibilität (Propriozeption)– ein sechster Sinn
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Essay „Gedanken zu Bewegung und Körpergefühl“, worin es darum geht,
dass auch Körpergefühl trainierbar ist.
Dieses Essay betrachtet das Thema nun noch einmal aus einer anderen Sicht. Die Propriozeption (im Folgenden
PZ genannt) wird in der Literatur oft als unser „6ter Sinn“ beschrieben.
Propriozeption wird auch als Tiefensensibilität bezeichnet. Sie beschreibt die Fähigkeit, die Lage des Körpers im
Raum zu bestimmen und zu steuern. Die Bewegung wird dabei über Reize aus dem Inneren gesteuert. Auch die
Stellung und Bewegung der Körperteile zu- und miteinander wird darüber fein gesteuert und kann auch
fokkussiert und wahrgenommen werden. Wie und mit welcher Dynamik formst du dich (tanzt du) durch den
Raum? Die Informationen über Haltung, Bewegung oder Lage des eigenen Körpers erhält das Gehirn über so
genannte Propriorezeptoren.
Die Lage des Körpers im Raum steuern zu können, ist für eine störungsfreie Bewegung unerlässlich.
Propriozeptive Reize werden dem Körper aus dem eigenen Inneren mitgeteilt. Die Rezeptoren sind überall im
Körper verteilt. Das bedeutet, dass Muskeln, Sehnen, Gelenkkapseln und Bänder die aufgenommenen Reize an
das Gehirn weiterleiten, um die Lage der einzelnen Gliedmaßen mitzuteilen.
Diese tiefensensible Wahrnehmung findet nicht nur bei körperlichen Aktivitäten statt, sondern auch, wenn wir uns
nicht bewegen, beispielsweise stehen oder liegen.
Die PZ setzt sich aus den folgenden drei Bereichen zusammen:
Stellungssinn: Wir nehmen unterbewusst wahr, in welcher Lage sich der Körper befindet und welche
Stellung die einzelnen Gliedmaßen haben. Auch ohne die visuelle Überprüfung ist diese Wahrnehmung möglich.
Bewegungssinn: Bei jeder noch so kleinen Bewegung sind wir durch die Propriozeption in der Lage, die
Richtung der Bewegung und deren Geschwindigkeit zu kontrollieren. Jede noch so kleine Stellungsänderung wird
sofort erfasst.
Kraftsinn: Jede Bewegung und jede Aktion benötigt eine bestimmte Kraftaufwendung. Mithilfe der
Rezeptoren können wir die Kraftentfaltung je nach Erfordernis anpassen und regulieren.
Spannend ist es, dass man zwischen einer bewussten und einer unbewussten PZ unterscheiden kann.
Propriozeptive Signale für die unbewusste Bewegungssteuerung - z.B. um ohne Nachzudenken eine Treppe
steigen zu können - werden über die Kleinhirnseitenstrangbahnen an das Kleinhirn weitergeleitet.
Bewusste PZ ist z.B. die bewusste, fokussierte Wahrnehmung, auf einem Bein zu stehen oder bewusst den
Bizeps anzuspannen und hinzuspüren. Sie wird über die Hinterstrangbahnen zum sensorischen Kortex (Gyrus
postcentralis) geleitet.
Wenn PZ auch bewusst gesteuert werden kann, dann folgt daraus, dass wir den Stellungssinn, den
Bewegungssinn und den Kraftsinn trainieren können, indem wir – beispielsweise polarisierende – Übungen
machen und das Körpergefühl darin fokussieren.
Training bedeutet, dass die „Range“, die Bandnreite / Vielfalt unserer PZ darüber erweitert und integriert wird,
also wachsend mehr und mehr auch unbewusst zur Verfügung steht.
Zur Verdeutlichung Beispiele aus den 3 Bereichen
Stellungssinn:
Shapes / Körperformen. Ich kann mich wahrnehmen in einer kleinen Form, in einer ganz großen Form. Wie fühlt
sich eine eckige Form an? Oder wenn ich mich ganz rund und kurvig mache? Oder wenn ich eine Form, die ich
sehe mit meinem Körper erweitere, ergänze, fortführe? Das kann ich trainieren und eine Vielfalt entwickeln, die
mehr und mehr in der Tanzimprovisation intuitiv – also aus der Erfahrung gespeist – auftauchen kann.
Bewegungssinn
Fragestellungen sind hier: Ich kann mich indirekt oder direkt bewegen. Ich kann einzelne Körperteile bewegen
und/oder Regionen verbinden. Ich kann mich vorwärts, rückwärts, nach oben, nach unten bewegen, etc. . Wie
fühlt sich das an?
Kraftsinn
Ich kann mich kraftvoll oder zart bewegen und in jeder Kraftentfaltung dazwischen. Auch das kann ich trainieren
und integrieren.
Alles spielt zusammen. Ich kann aus einer kleinen, ganz zarten Körperform mich kraftvoll und schnell (oder
langsam) entfalten in eine große Form, die zuerst sehr kraftvoll ist und dann zart wird. Daraus bewege ich mich
indirekt mit vielen Schnörkeln) und schnell rückwärts und am Ende nach unten zum Boden, wo ich völlig gelöst
auf dem Rücken liege.
Siehst du das „Solo“ regelrecht vor deinen Augen? Wie ein Klavierspieler, der laut, leise, Zart oder ganz hart,
verbunden oder isoliert sein MusikKunstStück performt, so können wir auch unser Instrument – unseren
TanzKörper – in großer Ausdrucksbandbreite spielen.
Die PZ wird über Reize aus dem Inneren gesteuert, bzw. steuere ich diese bewusst aus diesen Reizen gespeist.
In unserer TanzKunst lassen wir uns auch über Reize von außen inspirieren.
Von Musik
Vom Raum
Von anderen Menschen
Von unserer Vorstellungskraft, Gedanken, Gefühlen
Von anderen Künsten
Von unserer Umwelt, unserem Alltag, der Natur, Architektur
Eigentlich können wir uns von allem, was wir kennen zum Tanzen inspirieren lassen.
Der Körper ist unser Instrument um uns auszudrücken.
Je mehr Körpergefühl wir haben, je größer die Bandbreite unserer Bewegung, unseres Krafteinsatzes, unserer
Form ist, umso ausdrucksstärker können wir das was uns inspiriert zum Ausdruck bringen
Genau wie ein Musiker sein Instrument spielen lernt – trainiert, so können wir unser Instrument in Richtung
Koordination, Kraft, Flexibilität UND Körpergefühl trainieren.
Diese Bandbreite können wir für unseren Tanzausdruck sowohl bewusst einsetzen, als auch in unsere
Bewegungs-, Tanzintuition integrieren.
Wir drücken uns aus im Tanzen. Das Instrument dazu können wir trainieren.
Tiefensensibilität (Propriozeption)– ein sechster Sinn
Dieser Artikel ist eine Ergänzung zum Essay „Gedanken zu Bewegung
und Körpergefühl“, worin es darum geht, dass auch Körpergefühl
trainierbar ist.
Dieses Essay betrachtet das Thema nun noch einmal aus einer anderen
Sicht. Die Propriozeption (im Folgenden PZ genannt) wird in der
Literatur oft als unser „6ter Sinn“ beschrieben.
Propriozeption wird auch als Tiefensensibilität bezeichnet. Sie beschreibt
die Fähigkeit, die Lage des Körpers im Raum zu bestimmen und zu
steuern. Die Bewegung wird dabei über Reize aus dem Inneren
gesteuert. Auch die Stellung und Bewegung der Körperteile zu- und
miteinander wird darüber fein gesteuert und kann auch fokkussiert und
wahrgenommen werden. Wie und mit welcher Dynamik formst du dich
(tanzt du) durch den Raum? Die Informationen über Haltung, Bewegung
oder Lage des eigenen Körpers erhält das Gehirn über so genannte
Propriorezeptoren.
Die Lage des Körpers im Raum steuern zu können, ist für eine
störungsfreie Bewegung unerlässlich. Propriozeptive Reize werden dem
Körper aus dem eigenen Inneren mitgeteilt. Die Rezeptoren sind überall
im Körper verteilt. Das bedeutet, dass Muskeln, Sehnen, Gelenkkapseln
und Bänder die aufgenommenen Reize an das Gehirn weiterleiten, um
die Lage der einzelnen Gliedmaßen mitzuteilen.
Diese tiefensensible Wahrnehmung findet nicht nur bei körperlichen
Aktivitäten statt, sondern auch, wenn wir uns nicht bewegen,
beispielsweise stehen oder liegen.
Die PZ setzt sich aus den folgenden drei Bereichen zusammen:
Stellungssinn: Wir nehmen unterbewusst wahr, in welcher Lage
sich der Körper befindet und welche Stellung die einzelnen Gliedmaßen
haben. Auch ohne die visuelle Überprüfung ist diese Wahrnehmung
möglich.
Bewegungssinn: Bei jeder noch so kleinen Bewegung sind wir
durch die Propriozeption in der Lage, die Richtung der Bewegung und
deren Geschwindigkeit zu kontrollieren. Jede noch so kleine
Stellungsänderung wird sofort erfasst.
Kraftsinn: Jede Bewegung und jede Aktion benötigt eine
bestimmte Kraftaufwendung. Mithilfe der Rezeptoren können wir die
Kraftentfaltung je nach Erfordernis anpassen und regulieren.
Spannend ist es, dass man zwischen einer bewussten und einer
unbewussten PZ unterscheiden kann.
Propriozeptive Signale für die unbewusste Bewegungssteuerung - z.B.
um ohne Nachzudenken eine Treppe steigen zu können - werden über
die Kleinhirnseitenstrangbahnen an das Kleinhirn weitergeleitet.
Bewusste PZ ist z.B. die bewusste, fokussierte Wahrnehmung, auf
einem Bein zu stehen oder bewusst den Bizeps anzuspannen und
hinzuspüren. Sie wird über die Hinterstrangbahnen zum sensorischen
Kortex (Gyrus postcentralis) geleitet.
Wenn PZ auch bewusst gesteuert werden kann, dann folgt daraus, dass
wir den Stellungssinn, den Bewegungssinn und den Kraftsinn trainieren
können, indem wir – beispielsweise polarisierende – Übungen machen
und das Körpergefühl darin fokussieren.
Training bedeutet, dass die „Range“, die Bandnreite / Vielfalt unserer PZ
darüber erweitert und integriert wird, also wachsend mehr und mehr
auch unbewusst zur Verfügung steht.
Zur Verdeutlichung Beispiele aus den 3 Bereichen
Stellungssinn:
Shapes / Körperformen. Ich kann mich wahrnehmen in einer kleinen
Form, in einer ganz großen Form. Wie fühlt sich eine eckige Form an?
Oder wenn ich mich ganz rund und kurvig mache? Oder wenn ich eine
Form, die ich sehe mit meinem Körper erweitere, ergänze, fortführe?
Das kann ich trainieren und eine Vielfalt entwickeln, die mehr und mehr
in der Tanzimprovisation intuitiv – also aus der Erfahrung gespeist –
auftauchen kann.
Bewegungssinn
Fragestellungen sind hier: Ich kann mich indirekt oder direkt bewegen.
Ich kann einzelne Körperteile bewegen und/oder Regionen verbinden.
Ich kann mich vorwärts, rückwärts, nach oben, nach unten bewegen,
etc. . Wie fühlt sich das an?
Kraftsinn
Ich kann mich kraftvoll oder zart bewegen und in jeder Kraftentfaltung
dazwischen. Auch das kann ich trainieren und integrieren.
Alles spielt zusammen. Ich kann aus einer kleinen, ganz zarten
Körperform mich kraftvoll und schnell (oder langsam) entfalten in eine
große Form, die zuerst sehr kraftvoll ist und dann zart wird. Daraus
bewege ich mich indirekt mit vielen Schnörkeln) und schnell rückwärts
und am Ende nach unten zum Boden, wo ich völlig gelöst auf dem
Rücken liege.
Siehst du das „Solo“ regelrecht vor deinen Augen? Wie ein
Klavierspieler, der laut, leise, Zart oder ganz hart, verbunden oder isoliert
sein MusikKunstStück performt, so können wir auch unser Instrument –
unseren TanzKörper – in großer Ausdrucksbandbreite spielen.
Die PZ wird über Reize aus dem Inneren gesteuert, bzw. steuere ich
diese bewusst aus diesen Reizen gespeist. In unserer TanzKunst lassen
wir uns auch über Reize von außen inspirieren.
Von Musik
Vom Raum
Von anderen Menschen
Von unserer Vorstellungskraft, Gedanken, Gefühlen
Von anderen Künsten
Von unserer Umwelt, unserem Alltag, der Natur, Architektur
Eigentlich können wir uns von allem, was wir kennen zum Tanzen
inspirieren lassen.
Der Körper ist unser Instrument um uns auszudrücken.
Je mehr Körpergefühl wir haben, je größer die Bandbreite unserer
Bewegung, unseres Krafteinsatzes, unserer Form ist, umso
ausdrucksstärker können wir das was uns inspiriert zum Ausdruck
bringen
Genau wie ein Musiker sein Instrument spielen lernt – trainiert, so
können wir unser Instrument in Richtung Koordination, Kraft, Flexibilität
UND Körpergefühl trainieren.
Diese Bandbreite können wir für unseren Tanzausdruck sowohl bewusst
einsetzen, als auch in unsere Bewegungs-, Tanzintuition integrieren.
Wir drücken uns aus im Tanzen. Das Instrument dazu können wir
trainieren.